Phänomen: Unterengadiner Fenster und Engadiner Linie
Geologieweg Panorama Piz Pisoc
Bei der Entstehung der Alpen wurden verschiedene Gesteinspakete übereinander geschoben und bildeten einen so genannten Deckenstapel. Wenn in einem isolierten Gebiet die oberste Schicht abgetragen wird und darunter liegende Schichten an die Oberfläche treten, wird dies als tektonisches Fenster bezeichnet, da es einen „Durchblick“ auf die unteren Schichten erlaubt.
Das Unterengadiner Fenster ist eines der bekanntesten tektonischen Fenster in den Alpen. Während fast der gesamte Osten der Alpen (auch der Osten Graubündens) von Gesteinen des obersten tektonischen Stapels der «Ostalpine Decken» bedeckt ist, liegen am nördlichen Talhang des Unterengadins Gesteine der unteren tektonischen Einheiten, der «Penninische Decken» frei. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Struktur nördlich des Inns angehoben wurde, während der südliche Teil entlang einer grossräumigen Störung, der so genannten „Engadiner Linie“, in die entgegengesetzte Richtung verschoben wurde. Die Spitze des angehobenen Teils wurde dann erodiert, bis die unteren Einheiten freigelegt waren.
Diese wichtige strukturelle Gegebenheit ist dafür verantwortlich, dass der nördliche Teil des Unterengadins viel sanftere Hänge und glatte Topografien aufweist als der südliche Teil, da sie sehr unterschiedliche Gesteinsarten enthalten. Im Gegensatz zu den massiven Dolomiten und kristallinen Gesteinen im Süden finden sich im Norden vor allem die relativ weichen Schiefer.